... es war einmal an einem schönen, bislang unbeschwerten Tag Anfang Januar 2004, als ich nichts Böses ahnend an mein klingelndes Telefon ging und dort von meiner Schwägerin mit den Worten " Weisst Du eigentlich, dass Du demnächst in der Kunsthalle hängst?" begrüsst wurde, nachdem sie mich bzw. mein Foto gerade in der Kultur-Beilage des heimischen Schleswiger Presseorganes entdeckt und wieder erkannt hatte...
... und damit nahm das Übel sodann seinen Lauf.
Zutiefst irritiert, weil komplett ahnungslos begann ich daraufhin zu recherchieren und fand zunächst auf der Homepage besagter Institution doch tatsächlich Folgendes ...
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In ihrer jüngsten Arbeit für die Reihe Standpunkt in der Hamburger Kunsthalle reflektiert Ingrid Beckmann (*1954) Vorstellungen von Schönheit, die im Internet auf den Seiten der weitverbreiteten Single-Chats verhandelt werden. Sie zeichnet Gesichter nach Photographien, mit denen Frauen sich selbst im Netz anpreisen - jede lockt so gut sie kann. Auf blauen Bildgründen, die an den leuchtenden Bildschirmhintergrund erinnern, erarbeitete sie mit Gouachefarben eine Serie von zwölf Frauenköpfen. Wiederum mit wenigen gekonnten Strichen seziert sie deren formelhafte Posen. Die Gesichter dieser durchschnittlichen Frauen sind nicht unbedingt nur hübsch. Betreten und auch etwas traurig blicken sie den Betrachter an, während ihre Kopfhaltung kokett wirkt. Diese Bilder, die Männern (und Frauen) als Projektionsfläche für die Kontaktaufnahme dienen, konfrontiert Ingrid Beckmann mit Texten, die in diesen Internetforen zur Selbstdarstellung dienen. Diesen Texten stellt sie auf einer zweiten Ebene Dialogfetzen aus Chat-Unterhaltungen gegenüber, die Zeugnis ablegen von einer Sehnsucht nach Kommunikation, sowie von Einsamkeit, Verkrampfung und Begehren. Was im Schutz der Anonymität des Mediums entstand, legt Ingrid Beckmann offen. Sie analysiert die Mechanismen der virtuellen Balz - die Zeichnungen spiegeln aber auch ihre Faszination für die virtuelle Welt und ihre oberflächliche Schönheit, die sich in diesen Frauenporträts manifestiert. Kuratorin der Ausstellung: Dr. Nina Zimmer |
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Hamburger Kunsthalle Glockengießerwall 20095
Hamburg Telefon 040 - 428 131 200 Telefax 040 - 428 54 34 09 e-mail: info@hamburger-kunsthalle.d |
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... wobei das Bildnis in der Tat nicht nur überaus grosse Ähnlichkeit mit meinem Originalfoto aufwies, sondern speziell beim Übereinanderlegen beider Bilder den Verdacht nahe legt, dass ... nunja... sagen wir es mal so: mein 5jähriger Neffe macht im Kindergarten gerade Ähnliches mittels Butterbrotpapier und Wachsmalkreide... vielleicht sollte ich mit ihm mal im Louvre vorstellig werden? ...
Offenbar hatte besagte "Künstlerin" mein Bild bei finya.de entdeckt und beschlossen, es für ihre Zwecke zu verwenden.
In mir begann eine gewisse Verärgerung zu wachsen: nicht nur, dass mich niemand um Erlaubnis gefragt hatte, mein Bild als Vorlage benutzen zu dürfen, um damit Geld und ggf. auch Ruhm oder zumindest Aufmerksamkeit zu ernten und ich nunmehr ungewollt in einer Ausstellung der breiten Masse präsentiert werden sollte ... nein, ich wurde - wie sich nach und nach immer mehr heraus kristallisierte - auch noch via dpa-Meldung landesweit in allen möglichen Printmedien sowie Internetpräsenzen zu Werbezwecken für besagte Ausstellung benutzt...
wie zB. auf Hamburg-Magazin.de ...
... oder auch auf Hamburg.de ...
...oder den Seiten einschlägiger Galerien ...
... vom wenig erbaulichen Kontext ( -> " Einsamkeit, Verkrampfung und Begehren"... soso...?!) mal ganz abgesehen.
Nicht erpicht auf diese unfreillige Zurschaustellung schrieb ich daraufhin umgehend die zuständigen Kunstfreunde an und bat höflichst darum, mir ihre Beweggründe zu erläutern bzw. mein Bild aus der Ausstellung zu entfernen. Dies sogar mehrfach.
Um es kurz zu machen: die Ausstellung wurde dennoch mit meinem Bild eröffnet und ernst genommen wurde ich erst, nachdem ich einen Anwalt eingeschaltet hatte.
In der Zwischenzeit war das Bild bereits etliche weitere Male wiedererkannt bzw. war sogar meine Familie auf mein Mitwirken in dieser Ausstellung hin angesprochen worden, wodurch ich zunehmend nicht mehr nur verärgert, sondern langsam wirklich wütend wurde. Meine Mutter z.B. ist fast 70, lebt als Pastorenwitwe in einer Kleinstadt und hätte auf dererlei entnervende Publicity wirklich gut und gerne verzichten können.
Der Höhepunkt des Eskalation erfolgte allerdings, als ich mir besagte Ausstellung dann selbst angesehen habe.
Da hing ich nun also ...
... und gleich neben mir wurden u.A. Chatfragmente wie z.B. ...
... "fickst Du nicht am Telefon...?" ...
... "kannst Du mich zum Spritzen bringen ...?" ...
... "saug mich bitte leer ... komm" ...
... oder auch "bring mich zum abspritzen" ...
an die Wand projeziert, womit unweigerlich assoziiert wurde, dass auch ich dankbare Empfängerin oder gar Initiatorin derartiger Verbalerotik gewesen wäre.
Und einmal ganz abgesehen davon, dass kein Begehren/keine Einsamkeit und schon gar keine Verkrampfung dieser Welt mich jemals dazu bringen könnten, Wildfremden gegenüber derartig primitiv herum zu kompensieren, hat mich am Allermeisten die Fahrlässigkeit, Rücksichtslosigkeit und auch offensichtliche Arroganz angewidert, mit der diese Frau meint, andere, sehr reale und nachweislich wieder erkennbare Menschen derartig verleumderisch zur Schau stellen zu dürfen, um sich selbst als sozialkritische und aufklärerisch ambitionierte Künstlerin produzieren zu können.
Wohlgemerkt: diese Gespräche hat sie geführt, vermutlich sogar sehr bewusst forciert. Mein Stil und Ansinnen waren dererlei flach verbalerotische Ersatzbefriedigungen zu keinem Zeitpunkt.
Ihr Bild war jedoch weder auf der Ausstellung, noch in den Medien zu sehen ( sondern wurde erst nach Beendigung der Ausstellung als Ersatz für meines auf der Kunsthallen-Homepage eingefügt).
"Aufgehängt" wurde stattdessen in mehr als nur einer Hinsicht ich.
Obiger Ausstellungkatalog wurde übrigens trotz abgegebener Unterlassungserklärung seitens Kunsthalle sowie Künstlerin auch noch weiterhin mit meinem Bild verkauft.
Aus Versehen, sagt die Kunsthalle.
Und auch mein Bild war noch weiterhin im Internet zu finden.
Aber nicht auf ihren Seiten, rechtfertigt sich die Kunsthalle .
Entschuldigt hat sich bis heute auch noch niemand.
Stattdessen durfte ich mir von einem ausstellungsbeteiligten Soziologen ( Dieter Soengen) wenig differenzierte Sätze wie
"dass du lieber eine brave pastorentochter sein willst, als eine frau, die (wie
alle anderen erwachsenen frauen auch) gelegentlich einen mann zum spritzen
bringt, ist natürlich ein problem.
ich bin nun eine weile bei finya, und ich habe auch die eine oder andere
erotische avance von frauen, die online nach etwas suchen oder etwas ausleben wollen, bekommen. eigentlich ist es sinnlos, gerade in bezug auf diese ausstellung paranoid zu reagieren, denn:
hast du dir mal überlegt, wieviele leute dich HIER erkennen können, erkannt haben, erkennen könnten (egal ob aus deinem kaff, deiner familie oder aus der großen weiten welt?).du hast ein markantes gesicht!
andere würden wer weiß was dafür geben, modell zu stehen, und du mühst dich damit ab, deine virtuelle "geheimexistenz" zu schützen...zu sich selber stehen ist manchmal der erste schritt zur besserung
"
anhören.
Meine Antwort darauf war:
" Meines Erachtens hätte Frau Beckmann, wenn sie sich schon mit dem Thema Kommunikation im Internet auseinander setzen möchte, ihre Kompetenz in diesem Bereich zunächst einmal dadurch unter Beweis stellen sollen, dass sie sich mit MIR kommunizierend auseinander setzt und dass sie dies nicht getan hat, ist nicht mein Verschulden, n'est pas? Abschliessend sei hierzu nur noch gesagt, dass ICH - im Gegensatz zu manch sehr geheim agierender Künstlerin - keine virtuelle Geheimexistenz führe. Im Gegenteil: dieses Bild ist auf meiner Homepage, meinen Visitenkarten, Briefpapier, überall. Ich ziehe es lediglich vor, mich SELBST darzustellen und nicht auf eine Weise vorführen zu lassen, die vielleicht einen Teil - wie Du sagst - DEINER Internetkontakte repräsentieren mag, mir jedoch ganz sicherlich nicht gerecht wird. Und es kann auch nicht sein, dass ich umziehen und mir andere Eltern suchen muss, damit Deine Argumente stimmig werden."
Darüber hinaus bleibt der Tatbestand von Urheber - sowie Persönlichkeitsrechtsverletzung bestehen und stellt sich mir auch weiterhin die Frage: wenn es denn so viele mediengeile Möchtegern-Models gibt, warum hat sie nicht einfach die gefragt? Warum hat sie nicht überhaupt einfach mal gefragt ( was in einer Community jederzeit problemlos möglich gewesen wäre)?
Antworten bekomme ich dann ja vielleicht demnächst vor Gericht .
Elender Scheissendreck!